Rebecca

Rebecca

Michael Renkel: acoustic guitar, Kai Fagaschinski: clarinet

REBECCA

 exists since October 2002. Work began with improvisations.
Over the cause of time the same piece was repeatedly “improvised” again,
reducing the concept of improvisation to absurdity. Through repeated
playing a musical piece, a composition come into being. The piece is
not notated. Rebecca remembers, and forgets. It is not so much a matter
of interpreting a preconceived idea but rather of continuously working
on and within the piece. The musical work becomes practice, action.

Because the same piece is played over and over again in variations,
piece and musician merge into a process. The concept of return is also
hidden in the name (“re”). Less obviously, “bec” (back) refers to the
act of remembering, while “ca.” (circa) stands for the vague, the
indeterminate. This rotating around oneself and remembering as a means
of drawing from the past, however, both aim at forward movement and
outward communication. Repetition as memory facing forward.

Over the past one and a half years, the music was developed in a slow
and secluded manner as was necessary. It wasn´t until recently, in May
2003, that Rebecca´s premier was held in the “Küche” in Berlin. The
present recording was made during four days in Fagaschinski´s flat last
December. The two pieces chosen were recorded in real-time.

Berlin, July 2003
K.F. & M.R. [translation: Irina Jurasic ]

 

rebecca

 Michael Renkel (Gitarre) und Kai Fagaschinski (Klarinette) arbeiten seit dem Herbst 2001 zusammen. Klarinette und akustische Gitarre, klassische Instrumentation in einer von elektronischen Medien dominierten Zeit. Man kann das als Statement verstehen oder als Tatsache hinnehmen. Beide Musiker haben sich auf ihrem Instrument eine Geräusch- und Klangsprache erarbeitet, die viele Musikbeobachter an elektronische Musik erinnert. Gleichzeitig spielt aber auch wieder Tonalität (insbesondere bei Renkel) eine tragende Rolle. Auch die Luft der Klarinette ist nicht immer Rauschen. Das Duo fokussiert wieder organische Klangqualitäten.

Dieses Wieder betrifft nicht nur den Klang und das Material. Form und Dramaturgie kehren (nach vielem All-Over und Monokromie) wieder in die Musik zurück. Die suggerierte Rückwendung auf”alte musikalische Tugenden” wäre jedoch ein Trugschluss. Die kontinuierliche Entwicklung der Musik führt zu einer geläuterten Musikalität. Die Sentimentalitäten von einst wurden enttarnt, für immer zu den Akten gelegt, also bitte dies nicht als Neo-Irgendwas missverstehen. Diese Schönheit hat ihre Brüche. Das Geräusch ist keine Flucht in das Abstrakte, das als Bedeutungslosigkeit missbedeutet wird. Es geht immanent um Bedeutung und auch das Politische ist Aufgabe und Verpflichtung dieser Musik und dieser Musiker. Die Brüchigkeit des Geräusches, ihre Fragilität und die Nacktheit des Klanges kann als Symbolträger gestrandeter Existenzen, kaputter Welten gesehen werden. Die Musik versucht ihnen ihre Würde wiederzugeben und manchmal sie in den Abgrund zu stürzen. Es geht nicht um einen verklärten Naturalismus in der Musik, aber es ist auch kein Möbelstück für Freaks.
Das Wieder spielt auch für die Arbeit des Duos eine Schlüsselrolle. Die Zusammenarbeit begann mit Improvisationen. Mit der Zeit “improvisierte” man immer wieder das gleiche Stück und führte damit den Begriff der Improvisation ad absurdum. Beide Musiker fokussieren beim Spielen in starken Masse eine musikalische Gestalt, denken kompositorisch. Mit dem wiederholten Spielen entstand ein Stück, eine Komposition. Das Stück ist nicht in einer Notation fixiert. Man erinnert sich und vergisst genauso. Es bleibt eine gewisse Offenheit, ein improvisatorisches Element, daß im besten Falle eine Spannung verleiht. Es gibt keine Interpretation, sonders stets die Arbeit an und in dem Stück.
Das Stück hat inzwischen einen Namen: “rebecca” . Da das Duo immer wieder das gleiche Stück (anders) spielt, sind Stück und Duo zum Synonym geworden. Die Idee der Wiederkehr versteckt sich auch im Namen (re). Das Erinnern taucht schon verschlüsselter als bec (back) auf. Das Unbestimmte, nicht Fixierte nennt man auch circa. Aber das Kreisen um sich und das Erinnern als Schöpfen aus der Vergangenheit, zielt auf die vorwärts gewande Bewegung und auf eine Mitteilung nach außen.
Im März 2002 haben Renkel und Fagaschinski vier Variationen von “rebecca” eingespielt. Der Prozess des Erinnerns und Vergessens lässt sich hier auch für den Hörer nachvollziehen.
Kai Fagaschinski , Berlin im Mai 2002

“Das Hirn wird frei gepinselt von Müll, wobei feine Fibrillen berührt werden, die lange nicht mehr staubfrei schwingen konnten.”Rigobert Dittmann, Bad Alchemy
Ein introvertiertes, leises doch unruhiges Schauspiel.
Moderne Klangkunst

Paris Transatlantic: 
Ach, maybe I should never read press releases. Knowing that this exquisite 31-minute piece of music is the “final recording and ultimate statement” by Rebecca, aka Kai Fagaschinski (clarinet) and Michael Renkel (guitar, zither, preparations) lends it a special poignancy. Had the two players decided it would be the final cut before they recorded it, back in 2005 at Amann Studios in Vienna, or did they go their separate ways afterwards? Who knows? In any case, there’s not the slightest hint of animosity or conflict on the musical level, though the two musicians’ distinctive personalities are evident throughout – Variation no. 12 is a fantastic demonstration of everything I happen to like in latterday (post-?) reductionist instrumental improvisation. Virtuoso listening (check out how they pick up on each other’s pitches throughout), technical mastery (Fagaschinski’s ghostly multiphonic flutters are breathtaking, and Renkel’s bowed – and, I suspect in places, ebowed – zither delicate and beautifully placed), and a keen ear for structure at both the micro and macro level. In short, consummate musicianship. It’s great to see Esquilo back in action, but a little sad to think that we won’t be hearing any more from this particular duo. But, if you’re going to go out, go out in style. Best parting shot since Harold Budd’s Avalon Sutra.–DW

Wrapped in colourful and unassuming sleeve (it’s details of cities and
parks) comes charming improvised duo music from Germany. Michael Renkel is
the guitarist and electronics expert whom we interviewed in issue 10, and he
’s on the acoustic guitar here. Kai Fagashinski plays clarinet in fairly
uninhibited manner. Working pretty much in seclusion in comfort of Kai’s
home, they set themselves the interesting task of improvising and
re-improvising, repeating the same piece over and over again, hence the two
’variations’ of the Rebecca theme on offer here. Quiet and gentle music
issues forth, on human and intimate scale. Although Renkel employs some
unspecified ‘preparations’ on these recordings, they are nothing like the
extensive reworkings for which he was known in 2002. At that time he would
process recordings of improvised music until they were utterly changed, now
seems content to enjoy continuity and rawness of sound. His organic approach
means his guitar strums clusters of chimey notes as tasty as soft summer
fruits, while clarinet sings contentedly to self like a drugged nightingale,
or purrs like a tiger with a bowl of double cream.

Rapport between this duo allows small-scale gestures to be repeated and
extended over a comparatively large area; evidence of their intense
concentration is audible in any given segment of music. The method of
repeat-improvisation has truly allowed them to enter the heart of what they’
re doing; training and using their memory to improve, deepen and strengthen
the work. They state this process of repetition ‘reduces the concept of
improvisation to absurdity’; on the contrary, there’s nothing absurd or
meaningless about this strong, wiry and beautiful work.
22/09/2004 Ed Pinsent / The Sound projector

Ein Zupfen, ein Hauch durch das Klarinettenmundstück, Stille, ein Zupfen, nicht gleich, ein wenig verschieden vom ersten, ein tonloses Blasen, Stille.Der Beginn der CD Rebecca, aufgenommen von zwei Improvisatoren, die schon seit geraumer Zeit gemeinsam musizieren.
Michael Renkel und Kai Fagaschinski haben gemerkt, dass Improvisationen eines gut eingespielten Duos nicht jedesmal gänzlich neu sind. Vielmehr haben sie im Laufe der Zeit einen Klangraum entwickelt, der in seinen zahlreichen Veränderungen und Entwicklungen immer wieder aufscheint, der quasi zu einem Stück, zu einer Komposition geworden ist.
Dieser von Wiederkehr und Variation geprägte Spielprozess zeigt sich auch innerhalb der beiden je halbstündigen Takes. Klangliche Gesten und Texturen werden aufgegriffen, vorsichtig entwickelt, verdichtet, brechen ab, um erneut erspielt und umspielt zu werden.
Kai Fagaschinski konzentriert sich primär auf ausgehaltene Klänge mit und vor allem auch ohne traditionelle Klarinettentöne und lotet Feinheiten eines tonlosen Flatterns aus.
Das Spiel Michael Renkels ist von einer unglaublichen Feinheit und Differenziertheit geprägt.
Mit Hilfe zahlreicher Präparationen und Anschlagtechniken setzt er Klänge gegeneinander, verschmilzt sie, lässt auch Temposteigerungen bis hin zu pulsierendem Aktivismus zu, bricht ab, Stille – um wieder erneut einen Klang zu entwickeln, sich in den Klang Fagaschinskis einzufügen oder abzugrenzen.

Neue Zeitschrift für Musik / Nina Polaschegg

 

 

musicextreme
Here we have two long variations created by Kai Fagaschinski on clarinet and Michael Renkel on guitar and zither. Each of this spontaneous compositions is over half an hour long so here you have over one hour of pure improvisational music full of ideas and experimentation. It is interesting to see the interaction of the musicians: in many places Kai creates an interesting atmosphere with the clarinet while Michael delviers some guitar phrases or chords and then the type of work is reverted playing Michael some chord progression or sounds thata re the basis for some phrases done by Kai´s clarinet. Both musicians imagination has no limits and this is evident on this album where they explore countless musical worlds never stopping their improvisation and developing original ideas on each minute. This improvisations are “once in a life” compositions and I really hope to continue listening creative sounds from this duo in the future because there is something to learn from them always.